Beiträge von Alfred

    Galador hielt es für das Beste, in den Wald zurückzukehren. Der Wind war hier auch nicht so gnadenlos, wie draußen im Land entlang des Flußes. Auch die Feinde mußten sich irgendwo verborgen haben. Er war sich recht sicher, daß sie sich zur Zeit in der Wildnis befanden, aber nicht marschierten. Er beschloß, bis zum nächsten Tag zu warten und dann den Waldsaum von Süden nach Norden abzusuchen.

    Galador hatte sich nach Westen gewandt und ritt nach dem Morgengrauen zu den Marschen, bevor er zurück nach Norden wollte.
    Das Riedgras war verwelkt und braun gefärbt, obwohl es mitten im Wasser stand, aber der Wind, der hier blies, war so kalt, daß es im Herbst nur wenige Pflanzen aushielten. Wie er es vom Berg aus gesehen hatte, zerteilte sich der Fluß in viele Nebenströme, bevor er wieder zu einem Flußlauf wurde. Der schlammige Sand war in den kalten Nächten fest geworden und Spuren von Fußtritten wären leicht auszumachen. Galador fragte sich, während er den Boden absuchte, weiterhin, weswegen die Orks die Berge verlassen hatten, denn auf jeden Fall ein paar von ihnen waren aus den bergen gewesen. Die Antwort war nicht schwer, aber sie war vielleicht auch zu einfach.
    Nach einiger Zeit hatte Galador zwischen den hohen Gräsern im Boden die Abdrücke von schweren Stiefeln gefunden, die aus allen Richtungen vom Westufer herkamen.

    Dank des Pferdes hatte er den Berg in weniger als drei Stunden erreicht. Es herrschte Stille ringsum, nur durchbrochen vom Rauschen des Windes. So unfreundlich der Ort war, versuchte Galador dennoch erneut seine Hänge zu erklettern. Der Aufstieg war gefährlicher denn je.
    Erschöpft fand Galador schließlich den Gipfel in der gleichen Verwüstung vor, wie wenige Tage zuvor. Wind und Wasser würden ihr übriges tun und bald in die neuen Spalten einsickern, den Stein zerbersten lassen und vielleicht würde eines Tages Grünzeug auf den Flanken wachsen, selbst an diesem Ort.
    Nachdem er sich ausgeruht hatte, blickte Galador in den Westen und Norden. Außer kleinen Wäldern, die verstreut in den Wildnissen lagen und Marschen, welche inmitten eines Flußlaufes lagen, sah er nichts, auch keine schwarzen Gestalten, die eilig in irgendeine Richtung zogen. So waren die Orks auf und davon, aber es gab nicht viele Wege, die sie genutzt haben könnten. Der Fluß zerteilte das Land und nur im Norden war er leicht zu überqueren, wo sogar eine Straße darüberführte. Die Marschen waren für geübte Wanderer noch ein Weg, das Wasser zu überqueren, aber weiter südlich, wo ein weiterer Fluß in den anderen mündete und Hügel sich erhoben, wo er schon selbst gewesen war, ließ sich kein Weg mehr finden, den eine größere Schar nutzen könnte, überzusetzen.
    Galador entschied sich, zu den Marschen zu gehen und hier kurz zu bleiben. Im Südosten war der See zu sehen und dorthin sah er, um vielleicht doch zu erkennen, wer an den Ufern war. Aber er konnte nur einige Schatten ausmachen und er konnte nicht sagen, wer es war. Seufzend wandte er sich ab.

    Bald hatte Galador den Rand der Wälder erreicht, eher, als er es erwartet hatte. Eine weite Wildnis breitete sich westlich des Waldes aus, die Wildnis, die er selbst schon durchquert hatte, als er in das Land gekommen war. Sein Blick fiel nach Süden und zum schwarzen Berg mit seinen Rissen und Spalten. Wie gewöhnlich sah es nicht danach aus, als sei jemand dort zu Gange. Doch obwohl seine Spitze zerborsten war, war der Berg noch immer recht hoch. Galador machte sich auf den Weg, um von oben herab das Land zu überblicken.

    Luhm ließ Galadors Frage unbeantwortet, aus welchen Gründen auch immer.


    "Wie dem auch sei. Sofern mich jemand suchen sollte, bin ich am westlichen Rand der Wälder zu finden. Lebt wohl."


    Galador, der das Schwert noch immer gezogen hatte, machte sich mit dem Pferd daran, den äußeren Saum des Waldes aufzusuchen.

    "Ja, nach Norden sind sie geflohen, zuvor von den Ebenen aus dem Westen gekommen. Womöglich haben sie nach einiger Zeit einen Bogen nach Süden gemacht, der Wald ist groß genug. Aber kein Zeichen deutet darauf hin. Es kann nur eine Lösung geben, daß es zwei Scharen waren."

    "Ihr seid immer drauf und dran mich zu erschießen, nicht? Ich bin der Spur der Orks bis hierher gefolgt. Es gibt nun keinen Zweifel mehr, daß sie von Westen her durch den Wald gekommen sind, hier auf welche trafen, die sie nicht mochten und umgekehrt und dann mit dem, was von ihnen übrig blieb, zu den Nordhöhen gekommen sind. Aber warum?"


    Erst nun bemerkte Galador, als er Luhm nicht mehr ansah, die Leichen der Alben. Es war ein erschreckender und ungewöhnlicher Anblick.


    "Und dies, auch ihr Werk? Wenn ich erfahre, wohin sie sich verkrochen haben, soll es ihr Ende sein."


    Galador kannte auch Menschen, denen dieser Anblick Freude bereitet hätte, aber die meisten wären vermutlich geflohen.


    "Ihr kennt die Alben besser, als die meisten anderen Menschen, nicht Luhm?"

    Der Weg wurde mit dem Pferd nach Osten hin immer schwerer zu begehen. Erst nach einer Stunde fand Galador wieder Zeichen für das Vorrüberkommen der Orks. Für jedermanns Auge konnte man sehen, wie sie durch das Gestrüpp gewütet waren. Einige Schritte weiter schließlich fand Galador einen toten Ork an einem Baum gelehnt. Er blieb sofort stehen und nahm das Schwert zur Hand. Mit vorsichtigen Schritten näherte Galador sich der Leiche, in der zwei Pfeile steckten, einer knapp unter dem Hals. Sonst war nichts in der Nähe zu sehen, außer niedergetrampeltem Unterholz. Es mußte eine größere Schar gewesen sein oder die Verwüstung rührte von einem heftigen Kampf her. Da Galador, soweit er blicken konnte, aber nur einen toten Feind vorfand, waren die Übrigen an einem anderen Ort gefallen oder längst geflohen. Galador behielt das Schwert in Händen. Es war zwar einige Zeit vergangen, seit dieser Ork umgekommen war, doch verweilten vielleicht andere noch in der Nähe, um Rache zu üben.
    Galador wandte sich wider nach Norden, wohin die Spuren deuteten. Seine Sorge war aber unbegründet. Eine Schneise im Wald war mit getöteten Orks gefüllt. Und in einiger Entfernung war schwix unter den Bäumen zu sehen und auch Luhm, der demnach mit ihm gegangen sein muß. Er bahnte sich seinen Weg durch das Unterholz, bis er auf der Lichtung stand, in den die Schneise mündete.

    Als der Morgen das Land erhellte, lag der Wald noch in tiefem Schatten, obwohl schon viele Bäume ihr Laub verloren hatten. Galador machte sich mit dem Pferd auf den Weg. Es war schwer, etwas zu erkennen, was auf Orks hindeutete, aber schließlich fand Galador eine Spur. Äste waren von einem Baum herabgerissen worden und lagen zerbrochen am Waldboden. Es konnten auch Menschen gewesen sein, aber an drei Bäumen war die Rinde mit Äxten abgehauen. Dies konnte nur das Werk von Orks gewesen sein. Die Äste fehlten einem Baum im Westen, einige Schritte weiter lagen sie am Boden. Die Orks waren demnach von Westen hergekommen. Vielleicht war die Spur auch mit Absicht gelegt. Galador beschloß, noch ein Stück nach Osten zu gehen, um sich dessen gewiss sein zu können.

    Galador hatte den Norden der Wälder umgangen und als es Nacht wurde, betrat er den Forst. Es wußte nicht, ob er schon schwix bald vorfinden würde oder ob er doch einen anderen Weg gegangen war. Jedenfalls mußten die Feinde hier vorüber gekommen sein, es erschien ihm ungewöhnlich zu sein, wenn sie aus dem Süden gekommen wären.
    In der Nacht sah man von Spuren nicht viel oder gar nichts, daher machte sich Galador daran, nahe dem Waldrand die Nacht zu verbringen und bis zum Morgen zu warten.

    Keine Musik im Spiel? Da würde mir persönlich zu viel Atmosphäre fehlen.
    Ich schätze, die restlichen Kapitel funktionieren auch. Es dürfte keinen besonderen Grund geben, warum das nicht der Fall sein sollte.

    Am folgenden Tag hatte Galador auf einem Pferd, das er in der Festung bekommen hatte, die Nordhöhen durchquert. Er hatte niemanden dort mehr gesehen, demnach war jeder seinen Weg gegangen. Nach sieben Meilen bogen sich die Nordhöhen nach Westen und wurden so hoch, daß sie fast schon zu niedrigen bergen anstiegen. Er fand nun seinen Weg beschwerlicher, als zuvor. Galador hatte vor, den Norden der Wälder erst zu umreiten und dann von Westen her den Wald nach Osten hin zu durchsuchen. Er hatte Spuren der Orks zwischen den Felsen und dem Waldsaum vermutet, fand aber keine und auch sonst nirgends etwas, was sich bewegte.
    In den Mittagsstunden kam er an einem Pfad vorbei, der durch die Anhöhen führte und durch eine Senke dazwischen führte. Er blickte hinab und sah den Weg wie in den Felsen verschwinden. Es schein, als lägen dort Höhlen verborgen in den steinernen Hängen. Aber er konnte sich hier nicht lange aufhalten. Der Weg war noch unermeßlich weit ? unermeßlich, weil man noch nicht sagen konnte, wohin er führte.

    "Dann bleibt nichts mehr zu sagen."


    Galador machte sich daran, alles für die Reise vorzubereiten, als schwix doch noch antwortete.


    "Gut, laßt es mich wissen, wenn Ihr etwas gefunden habt."


    Als Galador alles beisammen hatte, mangelte es ihm nur noch an einem Pferd und genug Wegzehrung. Er beschloß, die Festung aufzusuchen. Während er sich aufmachte, verabschiedete er sich, knapp, ohne viele Worte. Ein anderes Mal wäre mehr Zeit dazu als jetzt.


    "Lebt wohl Luhm und Ihr ebenso, schwix, bis zum nächsten Treffen."


    Vor Salmar verbeugte er sich kurz.


    "Ich werde so bald ich kann zurück sein. Aber ich glaube, du weißt, daß dies lange sein kann. Zeit ist wertvoll, für manche eben mehr, selbst wenn sie ewig leben. Lebe wohl!"


    Mit einem Nicken zu jedem der Anwesenden als letzten Abschied stieg Galador von dem Hügel herab und suchte einen Weg zurück zu den Übergängen.

    Galador wartete die Antwort von schwix nicht weiter ab, sondern wandte sich an Salmar. Er hatte sowieso nicht vor zu bleiben und wollte nur wissen, wohin jeder gehen würde und später vielleicht zu finden sei.


    "Ich muß zurück in den Westen, die Spur der Orks verfolgen und wissen, woher sie kommen. Aber ich muß schnell aufbrechen und den Winter außer Acht lassen. Bis zum Frühjahr kann ich nicht warten und es wäre dann zu spät."


    Galador seufzte.


    "Ich denke nicht, daß ich Lainwen jemals wieder sehen werde, selbst wenn ich zurück zum See komme. Richte ihr aus, ich sei hier gewesen, aber ich glaube, sie weiß es bereits. Unnütz war es also zu keiner Zeit, hier zu sein. "

    Als Salmar zu Ende gesprochen hatte, war Galador lange Zeit still. Schließlich sprach er zu schwix.


    "Was wollt Ihr nun tun?"


    Luhm wollte er nicht ansprechen, was Salmars Ziel war, wußte Galador bestens und er selbst hatte bereits entschieden, wohin er gehen würde.