Der Tränensee

  • Elyianne seufzte.
    Na endlich...


    Sie lief neben Laetitia her während sie über die
    verschiedenen Charaktere ihrer Mitstreiter nachdachte.


    Im Grunde genommen fiel es ihr nach wie vor schwer
    alle wirklich einzuschätzen, zumal die Schlacht an sich
    viele neue Fragen über ihre Verbündeten auf Zeit aufwarf.


    Sie wunderte sich jedoch, wie all diese unterschiedlichen
    Persönlichkeiten mit diesen überaus unterschiedlichen Zielen
    und Interessen zusammengefunden hatten und gar den
    selben Weg einschlugen.
    Das Schicksal wob momentan sehr merkwürdige Stränge.


    Sie runzelte erneut die Stirn, verwarf ihren momentanen
    Gedanken jedoch sofort wieder.
    Nachdem sie einmal tief durchgeatmet hatte wandte sie
    sich an Laetitia.


    "Wir sollten uns vermutlich etwas beeilen.
    Die anderen werden wohl kaum auf uns warten."


    Mit diesen Worten beschleunigte sie ihren Schritt
    um einiges, da sie sicher war, dass ihre Gefährtin
    leicht in der Lage sein würde mitzuhalten.
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    Luhm zog Yumi hinter sich aufs Pferd und gab
    diesem dann die Sporen,
    während er es Richtung Osten trieb.


    "Halt dich gut fest, Yumi."


    Er kannte zwar einige Abkürzungen nach Avalon,
    doch war er nicht sicher, ob Artlions Esel das Gelände
    bewältigen würde.
    Da er kein Risiko eingehen wollte,
    wählte er einen der sichereren Pfade,
    welche dennoch etwas abseits der normalen Route verlief.


    Er war unschlüssig darüber, ob er sein Pferd hetzen sollte,
    da er Laetitia und Elyianne ungern zurückfallen lassen wollte.
    Doch gleichzeitig wollte er Avalon so bald wie möglich erreichen.

  • Luhm dachte kurz nach.
    "Nun. Ich würde vorschlagen, dass wir einen Pfad
    etwas nordwestlich von hier einschlagen.
    Die Ahoul werden wissen, dass wir auf schnellstem
    Weg nach Avalon gelangen wollen und uns vermutlich
    auf den üblichen, südlichen Pfaden und den nördlichen Wegen folgen.


    Also sollten wir uns zwischen ihnen durchschleichen.
    Was meint ihr, Ka'theor?"


    Er wandte sich zwar an Ka'theor,
    doch sah er auch die anderen ehrlich erwartungsvoll an,
    ohne jedoch wirklich Widerspruch zu erwarten.

  • Sie holte schnell zu Elyianne auf, nach dem sie ihren Gang beschleunigt hatte.


    Sie dachte nach. Wie lange würde es dauern? Wie weit würde ihr Weg noch sein?


    "Luhm wird uns schon nicht aus den Augen lassen, denke ich mal. Würdet ihr mir eure Geschichte erzählen unterwegs?"


    Sagte sie zu Elyianne bevor sie wieder Richtung Avalon, Richtung Zukunft blickte.

  • Elyianne sah Laetitia an und lächelte müde.


    "Meine Geschichte im Austausch gegen Eure?"
    fragte sie und schaute ihr Gegenüber freundlich an.


    "Nun. Ich habe mit meiner Familie im Norden des Waldes gelebt.
    Wir waren immer wieder Angriffen der Ahoul ausgesetzt,
    die meist jedoch eher halbherzig waren.
    Die Angriffe kamen zunächst nur 3 b si 4 mal im Jahr vor.
    Dennoch waren all unsere Stammesangehörige gut
    im Kampf aufgebildet. Selbst mein kleiner Bruder...."


    Sie schwieg für eine Weile in Gedanken verloren und es schien,
    als habe sie vergessen, dass sie mit Laetita sprach.


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    Luhm wandte sein Pferd Richtung Nordosten und
    ließ den See hinter sich,
    der schon bald hinter den Bäumen verschwand,
    die nach und nach immer dichter wurden.


    Er versuchte ein Tempo anzulegen, dass allen gerecht wurde.
    Er wollte weder Artlion mit seinem Esel,
    noch die beiden Frauen zu Fuß verlieren.


    Er hoffte, dass Ka'theor ab und an ein Auge auf sie haben würde.

  • Immer wieder heftete er seinen Blick auf Laetitia, die neben Elyianne herlief und sich mit ihr unterhielt. Noch immer sah er in ihr Sakana und er wünschte sich sie säße hinter ihm auf den Pferd. Doch er wollte Yumika nicht Ka'theors Einfluss aussetzen und so blieb ihm keine andere Wahl.
    Nachdenklich spielte er mit dem defekten Amulett herum, dass er in Avalon bekommen hatte und angeblich dunkle Wesen aufspühren sollte.
    Er ließ es um die Finger der rechten Hand kreisen als es plötzlich kochend heiß wurde und er es vor Schreck beinahe fallen ließ. Schnell steckte er das Amulett wieder ein und versuchte an etwas anders zu denken. Es war heiß geworden als Yumikas Schatten auf seine Hand gefallen war.
    Luhm betrachtete die neue Brandblase an seiner Hand und gleichzeitig bekam er eine Gänsehaut. Irgendetwas war hier verdammt faul.

    Ein Baum hat Äste,
    das ist das Beste,
    denn wäre er kahl,
    dann wärs ja ein Pfahl!

  • Sie blickte Elyianne an.


    "Eurer Stimme nach zu urteilen, ist euer Bruder der Grund für eure Reise nicht wahr? Anhand dessen was ihr sagtet lassen sich zwei Schlussfolgerungen ziehen. Entweder Er wurde getötet oder Er verschwand. Das ist also der Grund für eure Rache? Verstehe."


    Sie überlegte eine Weile, blickte dann in den Himmel.


    "Ihr wollt meine Geschichte hören?" Sie lächelte.
    "Welche? Die Kurze oder die Lange?"

  • Elyianne zuckte leicht zusammen als Laetitia zu sprechen begann.


    Dann seuftze sie und nickte traurig.


    "Ja.. mein Bruder ist spurlos verschwunden.
    Was natürlich nicht bedeutet, dass er noch am Leben ist.
    Doch ich möchte ihn finden."


    Sie zwang sich zu einem Lächeln und schaute Laetita an.


    "Die lange Geschichte natürlich."


    Sie blickte nach vorne, wo sie in weiter Ferne noch die
    Umrisse ihrer Begleiter zwischen den Bäumen ausmachen konnte.

  • Ka'theor ritt ein kleines Stück hinter den beiden Frauen.


    "Na was das noch werden wird..." , dachte er,
    "... mal sehen was wird, wenn wir erst wieder in Avalon sind.
    Gegebenenfalls muss ich mir tarnen."


    Dann verstärkte er seine mentale Blockade und blickte sich um.


    Nichts, was gefährlich schien.


    Nur Luhm ritt ein wenig zu schnell für die Frauen,
    aber solang er ihn noch in der näheren Umgebung spürte,
    würde keine Gefahr bestehen ihn aus den Augen zu verlieren.

  • "Die Lange also..." Lächelnd seufzte sie. Dann blickte sie zu Elyianne.
    "Mein Bruder und Ich wuchsen in einer großen Stadt auf. Wir waren die ersten und einzigen Zwillinge die je 'erwacht' sind, in unserem Volk und zugleich 'die Letzten unseres Volkes'. Denn 'Sie' erschienen.

    'Sie' hatten sich nach Aeonen der Versiegelung, befreit. 'Sie' schlichen sich in die Herzen und Gedanken der Menschen und erfüllten diese mit Gier und Hass. Und obwohl mein Volk die Schwertkunst und Magie meisterten, so töten wir nicht. Wir sind ein friedliches Volk und kämpfen nur gegen 'Sie'. Als unser Heer gegen 'Sie' in die Schlacht zog, waren es die Menschen, benebelt von Versprechen auf Macht und Ruhm, die unsere Städte leerfegten. Jedenfalls 'Sie' die wir als die Sanguis kennen, wurden von den wenigen noch klaren Menschen, die 'Schatten' genannt. Darunter verstanden sie mehr als unter unserer Bezeichnung.


    Manche würden mein Volk wohl töricht schimpfen wenn sie wüssten wie und warum mein Volk den Krieg verlor.


    Mein Bruder und ich wären auch getötet worden, doch wir wurden irgendwie gerettet, und wir wissen nicht von wem. Man könnte sagen mein Bruder und ich sind auf der Suche nach der Antwort dieser Frage.


    Aber dies ist ebenfalls inzwischen Aeonen her und längst vergessen von der Welt und den Menschen.
    Auf unserer Reise werden wir verfolgt von unserem alten Feind. Nun ist mein Bruder allein in eine Welt ohne Wiederkehr gegangen, mit unserem Feind. Gefangen in einem wohl ewig dauernden Kampf in der Zeitlosigkeit.


    Aber würde ich alles erzählen würde es zu lange dauern und etwas verwirrend werden, was es vermutlich ohnehin schon ist. Aber wenn ihr mehr wissen wollt?"