Die Übergänge

  • Sakana Luhm und Schwix waren Salmar zu einem Flussübergang gefolgt. Während sie schaute was sie tun oder wohin sie gehen werden blickte sie zu zu den anderen und schließlich antwortete sie Luhm. Sie sprach lächelnd zu Luhm.


    "Da unterliegt ihr aber einem Irrtum. Man kann seine Chance nicht verspielen. Man kann sie höchstens nicht wahrnehmen oder nutzen. Ebenfalls hat man nicht nur eine Chance. Im Lauf des Lebens, jedes Wesens, tauchen unzählige Chancen, Möglichkeiten und Wahlen auf. Jeder kann mal eine Chance, eine Möglichkeit nicht genutzt haben oder sich falsch entschieden haben. Was jedoch nicht heißt, dass man nie umkehren kann um dies zu ändern. Viele von euch Menschen glauben, das es ab einem gewissen Punkt, keine Rückkehr möglich wäre, doch vorher als auch nachher gibt es noch genügend Momente wo dies möglich wäre. Ihr benutzt dies oft nur als Ausrede.


    Ein Teil eurer selbst dann als Tod zu erklären ist falsch. Zumal nicht die Namen es sind die Dinge tun. Somit ist es egal was ihr einst getan habt, der Name hat nichts damit zu tun und verdient es nicht einfach abgelegt zu werden wie ein Messer das nicht mehr schneidet. Ein Name gibt wieder wie man heißt, nicht wer man ist. Ein stumpfes Messer, kann man wieder schärfen. Und keinesfalls darf man die Vergangenheit versuchen zu vergessen. Wäre die Vergangenheit nicht, wäret ihr nicht die Person mit der ich nun rede, die Person die ihre Fehler eingesehen hat. Doch das euch die Vergangenheit so plagt liegt daran das ihr vor ihr davon lauft. Ihr habt nicht versucht etwas zu ändern. Und nur wegen anderen versuchen sich selbst, seinen wahren Namen und seine Vergangenheit zu vergessen ist schlimmer als wenn ihr versucht hättet, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen. Und selbst wenn ihr merkt das niemand will das ihr versucht es wieder gut zu machen, so ist es nunmal besser so, als alles was man getan hat, zur Seite zu schieben und zu vergessen. Die Menschen versuchen bestimmte Dinge, bestimmte Ereignisse oder Taten, mit Namen zu assoziieren. Was den Menschen leichter machen soll bestimmte Dinge zu verstehen und zu merken. Wenn sie also so etwas tun dann verstehen sie dies nicht wirklich, aber versuchen es kaum oder auch garnicht erst wirklich zu verstehen, was in mehr als einer Art ein Fehler ist.


    So sieht mein Bruder es und ich bin seiner Meinung. Nehmt einen Rat von jemandem der euch vertraut und sich um euch sorgt an. Hört auf davon zu laufen und konfrontiert euch mit eurer Vergangenheit. Nur so könnt ihr die Art Mensch werden, die ihr sein wollt. Wenn ihr Hilfe braucht dabei, dann seid niemals davon überzeugt sie würde euch verweigert ohne je gefragt zu haben. Es wird immer jemand geben der hilft. Ich zum Beispiel oder mein Bruder."


    Beim letzten Satz nickte sie ihm lächelnd zu.

  • >>Ich kann meine Vergangenheit nicht mehr richten, Sakana. Sie sind tot. Alle die ich liebte sind tot und das teilweise durch meine Schuld. Ich darf es nicht riskieren, die selben Fehler noch einmal zu machen, es darf niemanden in meiner Nähe geben.<< Und es gibt niemanden, der meine Nähe will, dachte er düster.

    Ein Baum hat Äste,
    das ist das Beste,
    denn wäre er kahl,
    dann wärs ja ein Pfahl!

  • Sakana schüttelte den Kopf.


    "Niemand hat gesagt ihr sollt die Vergangenheit richten! Dies sollte auch nie versucht werden. Das was man richten kann, ist die Gegenwart und die Zukunft. Und glaubt mir, es sind nicht die Verstorbenen, die einen daran hindern dies zu tun, sondern die Lebenden.


    Ich weiß wovon ich spreche wenn ich sage das dies was ihr glaubt tun zu müssen, falsch ist. Auch ich und mein Bruder haben die verloren, die wir lieben. Ich und mein Bruder haben unsere Eltern verloren, mussten zusehen wie unsere Mutter, unser Volk, Mütter und Kinder, vor unseren Augen getötet wurden. Mussten sehen wie unsere Städte geplündert und niedergebrannt wurden. Dazu kommt, das mein Bruder bereits vorher seine Verlobte vor seinen Augen verlor, als sie ihn schützen wollte. Wäre mein Vater nicht gewesen und hätte die Erinnerung an sie versiegelt wäre er zerbrochen. Die Erinnerung sollte langsam wiederkommen um es besser zu verkraften.


    Doch nur um dann kurz später miterleben zu müssen wie unser Volk und unsere Familie ebenso starben, niedergemetzelt. Ich weiß, das der Mensch sehr empfänglich für die Dunkelheit ist und hab gesehen zu welchen Bestien sie werden, wenn sie die Chancen ignorieren umzukehren. Ich habe gesehen wie die Finsternis sich in ihnen ausbreitete und sie sprichwörtlich auffraß, weil sie einfach aufgaben, sich einfach nicht mehr gegen die Finsternis verteidigten.
    *um dies zu sagen musste sie sich regelrecht überwinden*


    Also gebt nicht einfach auf bevor ihr es versucht habt. Ihr würdet die Verstorbenen beleidigen. Desweiteren würdet ihr die beleidigen, die euch Hilfe anbieten. Bevor jemand in eure Nähe will oder euch helfen will, müsstet ihr erst jemanden in eure Nähe lassen. "

  • >>Und genau das kann ich nicht tun, versteht ihr das denn nicht? Was ist so schlimm daran einen Schlussstrich hinter seine Vergangenheit zu ziehen? Und solange niemand in meiner Nähe ist, kann ich auch niemanden gefährden.<<

    Ein Baum hat Äste,
    das ist das Beste,
    denn wäre er kahl,
    dann wärs ja ein Pfahl!

  • Sakana schwieg. Dann blickte sie kurz zu Luhm.


    "Das einzige was euch daran hindert seid ihr selbst.


    Ihr fragt was schlimm daran ist? Gar nichts. Denn es ist unmöglich ein Schlussstrich zu ziehen! Die Vergangenheit wird euch immer wieder einholen und auf ihr Recht bestehen zu existieren. Ihr müsstet eure gesamten Erinnerungen auslöschen, was unmöglich ist. Und selbst wenn, würde sie einen Weg finden zurückzukommen. Solange niemand in eurer Nähe ist könnt ihr niemand gefährden? Ihr könnt trotzdem Leute gefährden. Dadurch das ihr nichts tut.


    Und was ist mit denen die bereit wären diese Gefahr einzugehen? Mit denen die mit dieser Gefahr umgehen könnten? Habt ihr mal daran gedacht das die Personen die euch Nahe standen, die Gefahr kannten, diese Gefahr bewusst eingegangen waren?


    Ich versuche zu helfen, euch zu helfen. Doch das kann ich nur wenn ihr sie annehmt. Bisher nehmt ihr sie nicht nur nicht an, sondern verschmäht sie regelrecht. Ein Zeichen dafür das ihr euch selbst nicht vertraut, genauso wie ihr mir nicht traut.


    Ich möchte wirklich helfen! Doch das kann ich nur wenn ihr mir vertraut. So vertraut wie ich euch vertraue..."


    Dann blickte sie nach vorne und ging zu Salmar.


    "Was genau ist unser Ziel Salmar? Und wie könnt ihr mir helfen ihn zurückzuholen?"

  • Für längere Zeit hatte Salmar, in der er überlegte, wie man den Fluss überqueren könnte, da des nachts sicher keiner bereit wäre mit dem Boot übersetzen, nichts gesagt. Nun richtete man fast zugleich das Wort an ihn. Er wandte sich zunächst an voldemort.


    >>Ich will dort auf Nachrichten warten. Vor einem Tag erst habe ich Galador darum gebeten, jemanden an meiner statt zu suchen. Vielleicht ist er schon zurück.<<


    Salmar hielt kurz inne.


    >>Sakana ist die Schwester von Azaron, der im letzten Kampf auf den Ebenen verschwand. Von Luhm weiß ich nicht viel, ich habe ihn bisher noch nie gesehen, aber er reiste eine zeitlang mit denen, die im Norden Hilfe erbaten, um Herr über die Feinde auf den Ebenen zu werden. Aber er trennte sich von ihnen, bevor sie die Festung erreichten.<<


    Während er zu Ende sprach, schloss Sakana zu ihnen auf.


    >>Das Ziel erwähnte sich schon: den Platz, wo Euer Bruder verschwunden ist. Er müsste zumindest noch nahebei sein. Alles andere wird sich noch zeigen.<<

  • Luhm war in Gedanken versunken. Obwohl nun sämtliche seine Mitreisenden vorne waren und sich unterhielten, zog er es vor den Abstand zu ihnen unberührt zu lassen.
    Sakanas Worte hatten ihn tief berührt, mehr als er sich eigentlich eingestehen wollte...sie vertraute ihm. Luhm hätte nicht erwartet diese Worte noch einmal von jemanden zu hören, der kein ruchloser Meuchelmörder war. Konnte er es riskieren sie in seine Nähe zu lassen? Durfte er es riskieren? Er fand keine Antwort darauf. Sein Verstand riet ihm ganz entschieden davon ab, doch da war noch eine andere Seite in ihm, eine Seite, die er längst totgeglaubt hatte und die sich jetzt wieder in den Vordergrund drängte.
    Er verschob den Gedanken nach hinten; erstmal würde er die anderen noch begleiten, um- Ja um was denn? Um für die Gilde mehr über sie zu erfahren? Um sie zu schützen? Sie wirkten nicht so, als wären sie besonders begabte Kämpfer.
    Gewohnheitsmäßig fuhr er mit den Händen über seinen Gürtel und prüfte seine Waffen. Der Dolch unter seiner Hand und der Bogen auf seinem Rücken gaben ihm eine Illusion von Sicherheit, das konnte er.

    Ein Baum hat Äste,
    das ist das Beste,
    denn wäre er kahl,
    dann wärs ja ein Pfahl!

  • Salmar stand am steilen Ufer. Schon am Tag waren die sich hin- und herwindenden hölzernen Stege, die über große Felsen im Fluss auf die Insel und dann auf die Ebenen führten, wenig benutzt, aus Furcht in das Wasser zwischen den Findlingen, deren grauweiße Farbe im Gegensatz zu dem roten Gestein der Höhlen stand, hinabzustürzen. Doch weder Boot noch Floss, die man sonst nutzte, waren nun zur Hand.


    >>Besser wir warten die Finsternis der Nacht ab, auch wenn der Mond zunimmt, bevor wir den Übergang wagen.<<

  • Nach einiger Zeit trat auch Salmar zum Feuer. Von neuem erwog er den bevorstehenden Weg und wohin er führen würde. Doch weiter als bis zum Tränensee konnte er nicht sagen, was geschehen würde. Er lehnte sich mit verschränkten Armen an einen der Felsen, die aus dem Uferrand aufragten und verharrte dort stumm wie der Stein selbst.

  • Sakana hatte sich gewundert wegen der Bemerkung über Schwarze Erde. Aber sie sagte nichts dazu. Herr Schwix hatte ein Feuer bereit gemacht und die anderen fanden sich dort ein. Sakana aber blieb etwas entfernt. Sie sammelte etwas Holz und entfachte ein eigenes Feuer, so entfernt das man nicht sehen konnte was sie machte, aber noch so das man ihr Feuer sah und sie holen konnte oder zu ihr gehen konnte wenn etwas sei. Sie setzte sich an den Lichtschein. Dann krempelte sie ihren rechten Ärmel hoch um die Stelle zu begutachten.


    Es passiert viel zu früh und schneller als erwartet. Vermutlich wusste Azaron dies oder vermutete es. Bei ihm dürfte es sogar weiter vorangeschritten sein als bei mir. Nur er wird wissen wieviel Zeit wir noch haben oder es einen möglichen Weg gibt, es zu verlangsamen oder vollkommen zu stoppen.


    Der Arm hatte mehrere kristallferne Flecken und ein großer von der Mitte des Unterarms bis kurz vor dem Ellbogen. Nur wenige Tage noch ist der Arm benutzbar, dann würde sich die Kristallisation bis zum Ellbogen und den Oberarm hinauf ausgebreitet haben. Sie würde den anderen nichts davon sagen, sie wollte die anderen nicht sorgen, da diese bereits viel zu viel andere Sorgen hatten.

  • Sakana war verschwunden und Luhm sah, wie Salmar zu ihr ging. Seufzend warf er das grob geschnitze Bildnis einer Frau in das Feuer und wandte sich an Schwix.


    >>Ihr seid also Nekromant...wie seid ihr dazu gekommen? Ist es eine Kunst, die man einfach so erlernen kann, oder bedarf es dazu einer gewissen Begabung?<<

    Ein Baum hat Äste,
    das ist das Beste,
    denn wäre er kahl,
    dann wärs ja ein Pfahl!